Die Glocken der Krim

Wie jedes Gotteshaus, so verfügt auch die Krimkirche über eine Reihe an Glocken, die die Gläubigen täglich vom Kirchturm aus zum Gebet bzw. zur Messe rufen. Was Sie vielleicht nicht wussten, ist, dass diese drei Glocken nicht aus der Bauzeit der Kirche, sondern aus den 1960er Jahren stammen. Der Grund dafür liegt im Jahr 1942, als die seinerzeitigen Glocken im Auftrag der „Reichsstelle für Metalle“ abgenommen wurden, um sie für militärische Zwecke einzuschmelzen. Der damalige Pfarrer Pater Andreas Auner OSFS (1881-1943) soll beim Abtransport bitterlich geweint haben.

Es dauerte über 18 Jahre, bis die Krimkirche wieder Glocken bekam. Vor allem durch die enormen Kosten des Erweiterungsbaues (1955-1957) konnte man erst danach an eine Anschaffung neuer Glocken denken.

1960 gab man nun bei der Glockengießerfabrik Pfundner im 10. Wiener Gemeindebezirk drei Glocken in Auftrag: Die Judas-Thaddäus-Glocke (E-Ton), die Marien-Glocke (Fis-Ton) und die Franz von Sales-Glocke (A-Ton). Der schwierige Guss gelang auf Anhieb, und die Diözesankommission für Kirchenmusik war bei der Kontrolle mit der Güte des Materials und der Reinheit der Töne sehr zufrieden.

Die Glockenweihe durch Kardinal Dr. Franz König fand am 28. Mai 1960 im Beisein von Vizekanzler Dr. Fritz Bock und seiner Gattin, die als Glockenpatin fungierte, statt. Die bei einer Glockenweihe vorgesehene Waschung mit Weihwasser nahm der damalige Kaplan und spätere Pfarrer der Krim, Pater Isidor Fecher, vor.

Zum Glück ist die Glockenweihe fotografisch dokumentiert worden, sodass wir in der Lage sind Ihnen diese Bilder zu zeigen.

Wenn die Glocken läuten

Von P.Alois Haslbauer für das Pfarrblatt 6/2004

Glocken gehören zur Kirche und natürlich läuten sie auch. Dazu sind sie da. Einige Mitmenschen stören sich daran, einige sind daran gewöhnt und nehmen ihr Schlagen und Läuten kaum wahr. Viele schätzen das Glockenläuten und lieben es als wertvolles Stück unserer Kultur. Wenige aber wissen, wozu die Glocken wirklich da sind und warum sie läuten.

Vor einem halben Jahr hatten wir ein großes Service der Firma Grassmayr aus Innsbruck, der einzigen Glockengießerei in Österreich, die auch die Glocken der Krim betreut. Um den geänderten Lebensgewohnheiten entgegen zu kommen, haben wir einige vorsichtige Änderungen bzw. Kürzungen gegenüber der in katholischen Kirchen üblichen Läutordnung vorgenommen.

Vier Glocken hängen im Turm der Krim-Kirche, drei große und eine kleine. Sie rufen zum Gottesdienst und zeigen uns die gegenwärtige Stunde an, in der Gott wirkt. Jeden Morgen um 7 Uhr, zu Mittag um 12 Uhr und am Abend um 19 Uhr (aus Rücksicht auf die Abendmesse genau um 18.56) läuten die Glocken zum „Engel des Herrn“- Gebet und laden alle ein, heute im Einklang mit Gott zu leben. 5 Minuten vor Beginn der Feier der Hl. Messe läutet eine Glocke an Wochentagen; an Sonn- und Feiertagen beginnt das Läuten 10 Minuten vorher, an Hochfesten (auch am Vorabend) bereits 15 Minuten vor dem Gottesdienst. Es braucht Zeit, bis alle drei Glocken zusammen läuten. Die kleine Glocke läuten wir zum Gedächtnis an die Verstorbenen, z.B. beim Totengedenken an Allerseelen.

Jeden Freitag um 15 Uhr erinnert das Läuten an die Todesstunde Jesu; jeden Samstag um 15 Uhr läutet die Glocke den Sonntag ein. Zu besonders festlichen Anlässen, etwa beim Gloria der Mitternachtsmette an Weihnachten, am Gründonnerstag und in der Osternacht, sowie bei Hochzeiten, läuten die Glocken auch einmal außer der Reihe; natürlich auch wenn es gilt eine Störung zu beheben.

Die Turmuhr steuert den Glockenschlag. Jede Viertelstunde schlägt ein Hammer von außen an den Glockenmantel, zu vollen Stunde also viermal das Viertel und dann die jeweilige Stunde. Beim Stundenschlag ertönt die große Glocke. Das Schlagwerk der Uhr ist nur während der Läutzeit, also von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends eingeschaltet.

Während der Karwoche schweigen die Glocken von Gründonnerstag nach dem Gloria der Messe bis zum Gloria der Osternachtfeier. Eine Gruppe der Ministranten bemüht sich dann, mit Holzklappern oder sog. „Ratschen“ die Christen zum Gebet zu rufen.

Für Christen in der Stadt können Glocken eine große Ermunterung sein. Ihre Botschaft deckt sich mit dem Wort Jesu an Paulus in Korinth (Apg 18,10): „Viel Volk gehört mir in dieser Stadt.“ Ihr Läuten ruft uns freudig und mahnend in Erinnerung: wir gehen nicht allein unseren Weg. Wir sind nicht den Mächten dieser Weltzeit ausgeliefert. Hier und heute ist Gottes Stadt und seine Gegenwart.

Darauf vertraut und grüßt Sie herzlich Ihr
P. Alois Haslbauer OSFS.

Franz von Sales

„Wenn die Glocke läutet und uns wohin immer ruft, muss man pünktlich sein, gehen und alles liegen lassen.“
(DASal 12,355)