Kurze Geschichte der Teilgemeinde Glanzing

Ursprünglich gehörte das Gebiet der Gemeinde Glanzing zum 18. Wiener Gemeindebezirk und zur Pfarrgemeinde Pötzleinsdorf. Heute ist Glanzing eine Teilgemeinde der Pfarre Franz von Sales, die von den Oblaten des heiligen Franz von Sales betreut wird.

Bis 1955: Expositur (Außenstelle) der Pfarre Pötzleinsdorf

1912-1914:

Die „Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge“ (Kinderklinik) wird errichtet.

Ab 1916:

In der Hauskapelle der Kinderklinik finden Gottesdienste statt, die ab 1934 auch für die Bewohner der Umgebung zugänglich sind.

1935:

Theodor Stratmann, Pfarrer von Pötzleinsdorf, hat die Idee, eine „Gottessiedlung Glanzing“ samt Filialkirche für die dort neu entstandenen Siedlungsgebiete zu errichten. Durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges müssen diese Pläne eingestellt werden.

1939-1945:

Am 22. März 1945 wird die Glanzingsiedlung beim letzten großen Bombenangriff auf Wien getroffen. Elf Todesopfer sind zu beklagen.

1946:

Die Oblaten des heiligen Franz von Sales (OSFS), die in den Nachbarpfarren Krim und Kaasgraben tätig sind, erklären sich bereit, in Glanzing Aushilfstätigkeiten zu übernehmen. Erste Gottesdienste außerhalb der Kapelle der Kinderklinik werden durch Pater Jakob Reifeltshammer OSFS, dem Kaplan der Pfarre Krim, in der Autogarage der Villa Scheid, Koschatgasse 112, gefeiert. Gleichzeitig nimmt der Plan einer „Notkirche“ (Barackenkirche) Gestalt an.

29. September 1946:

Die „Notkirche“ wird durch Kardinal Dr. Theodor Innitzer im kleinen Glanzinger Park, Glanzinggasse 58, eingeweiht.

September 1946 – August 1947:

Erster Seelsorger in der Expositur Glanzing ist Pater Josef Fritzsche OSFS.

26. August 1947:

Pater Alois Geiger OSFS übernimmt die Seelsorge in der Expositur Glanzing.

1949:

Der Schweizer Nationalheilige Nikolaus von der Flue wird zweiter Patron der Glanzinger Kirche.

1952:

Alois Geiger trennt sich von seiner Ordensgemeinschaft der Oblaten des heiligen Franz von Sales und wechselt in die Erzdiözese Wien, um in Glanzing Seelsorger bleiben zu können.

 

Die ehemalige „Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge“ (Glanzinger Kinderklinik) auf einer alten Postkarte


Bau der Notkirche (Barackenkirche) von Glanzing


Die Glanzinger Notkirche wird eingeweiht

1955-2015: Pfarre Glanzing

1955-1965: Pfarrer Alois Geiger

1.Jänner 1955:

Kardinal Dr. Theodor Innitzer erhebt die Expositur zur Pfarre Glanzing. Erster Pfarrer wird Alois Geiger.

Mit großer Energie begann Alois Geiger die Pfarrseelsorge aufzubauen: Kindergruppen, Jugendgruppen, Ministrantengruppen, Katholische Arbeiterjugend, Legio Mariae-Gruppe, Männerrunde, Frauenrunde – und natürlich sämtliche Arten von Andachten und Messfeiern.

1957:

Die Liegenschaft Krottenbachstraße 120 wird als Kirchenbaugrund erworben. Am Palmsonntag wird dort ein fünf Meter hohes Kreuz errichtet.

3. August 1965:

Pfarrer Alois Geiger stirbt plötzlich und unerwartet im 54. Lebensjahr. Sein Grab befindet sich auf dem Sieveringer Friedhof mit einem schmiedeeisernen Grabkreuz nach einem Entwurf von Anton Richter, gespendet von Dr. Bauer.

1965-1966:

Die Pfarre Glanzing wird von der Pfarre Krim aus betreut. Pfarrverweser ist der Krim-Pfarrer Pater Wilhelm Kögl OSFS.

Pfarrer Alois Geiger (1911-1965)


Am Palmsonntag 1957 wird ein 5 Meter hohes Kreuz aufgerichtet, wo die neue Glanzinger Kirche entstehen soll.


Grab von Pfarrer Alois Geiger auf dem Sieveringer Friedhof (Gruppe 35 / Reihe 9 / Grab 6)

1966–1979: Pfarrer Pater Karl Postruschnik SJ

1966:

Der Jesuit Pater Karl Postruschnik SJ wird Pfarrer von Glanzing und beginnt mit der Planung der neuen Kirche in der Krottenbachstraße 120.

1967:

Architekt Josef Lackner erhält den Planungsauftrag zum Bau von Kirche und Pfarrhof.

1968:

Baugenehmigung und Baubeginn der neuen Kirche von Glanzing.

11. April 1970:

Grundsteinlegung durch Erzbischof Dr. Franz Jachym. Eingemauert werden eine Urkunde, eine Tageszeitung und ein Säckchen mit Münzen.

27. November 1970:

Letzte Heilige Messe in der Notkirche, anschließend Lichterprozession in die neue Kirche, Übertragung der Marienstatue und des Altarkreuzes sowie der Altarreliquien des heiligen Papstes Pius X. und des hl. Klemens Maria Hofbauer. Die Notkirche wird 1972 von der Pfarre Aspern, 22. Wiener Gemeindebezirk, übernommen.

28. November 1970:

Weihe der neuen Pfarrkirche „Maria Verkündigung“ durch Kardinal Dr. Franz König und erste Heilige Messe.

29. November 1970:

Orgelweihe durch Weihbischof Dr. Karl Moser.

1972:

Neuordnung der Pfarrgrenzen zwischen den Pfarren Glanzing, Sievering und Neustift am Walde. Das Glanzinger Pfarrgebiet wurde dabei ungefähr verdoppelt.

Oktober 1972:

Einweihung des vier Meter hohen Altarkreuzes „Christus der Auferstandene“, ein Metall-Guss der Grazer Bildhauerin Luise Heinzel.

1979:

Pater Postruschnik SJ geht in den Ruhestand. Neuer Pfarrer wird Georg Béres.

Architekt Lackner (links) und Pfarrer Postruschnik SJ


Glanzinger Kirche im Rohbau


Grundstein der Glanzinger Kirche


Die Glanzinger Kirche heute


Altarkreuz „Christus der Auferstandene“

1979-1998: Pfarrer Georg Béres

2. September 1979:

Bischofsvikar Pater Josef Zeininger OSFS führt Georg Béres in sein Amt als Pfarrer von Glanzing ein. Als Kirchenmusiker und Pfadfinder setzt er im Pfarrleben neue Akzente. Schon einen Monat nach seinem Amtsantritt gründet er den „Glanzinger Singkreis“.

Oktober 1979:

Gründung der „Pfadfindergruppe 81 Glanzing“.

1983:

Das Holzkreuz an der Kirchenfront, konzipiert von Mag. Anton Richter, wird angebracht.

Seit 1983:

jährliche Musikolympiade für Kinder und Jugendliche.

Seit 1984:

Osternachtsfeier um 5.00 Uhr früh mit anschließendem Frühstück.

Das seelsorgliche Ziel von Pfarrer Béres war es, den Menschen in der Pfarre die Möglichkeit zu geben, ihre Talente einzubringen, in Gruppen selbstständig zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen. So entstanden ein Caritaskreis, Liturgiekreis, Lektor/Innenkreis, Rhythmusgruppe, Ministrant/Innen, Kommunionspender/Innen, Pfarrball, Sommerfest, Turn- und Gymnastikgruppen.

1985:

Installierung von zwei Jutebatikbilder von Tünde Balog (Ungarn) „Maria Verkündigung“ und „Franz von Assisi“.

1988:

Vor dem Kirchenplatz wird anlässlich des 60. Geburtstages von Pfarrer Béres eine Eibenhecke und ein Baum gepflanzt.

1992:

Das Glanzinger Fastentuch der Batikkünstlerin Tünde Balog entsteht.

Sommer 1992:

Ein besonders heftiges Gewitter überschwemmt Cafeteria, Pfarrsaal und Gruppenräume.

Seit 1993:

Beginn der Partnerschaft der Pfarre Glanzing mit der rumänisch-orthodoxen Pfarre in Aricesti in Rumänien.

4. Jänner 1997:

Ein Wasserrohrbruch setzt den Kirchenraum unter Wasser.

1998:

Pfarrer Béres beendet nach neunzehn Jahren seine Tätigkeit als Pfarrer. Im Ruhestand ist er weiterhin bereit für Aushilfen und wohnt im Pfarrhaus. Pfarrer Béres schenkt der Pfarre Glanzing seine Pfeifenorgel, die er selbst gebaut und im Kirchenraum aufgestellt hatte.

Holzkreuz von Anton Richter an der Außenfasade der Glanzinger Kirche


Glanzinger Fastentuch von Tünde Balog


Pfeifenorgel von Georg Béres

1998 – 2003: Pfarrmoderator Pater Hans Ring OSFS

September 1998:

Die Oblaten des heiligen Franz von Sales, die bereits in den Anfangsjahren der Pfarrgeschichte eine Rolle spielten, kehren nach Glanzing zurück. Pater Hans Ring OSFS, Pfarrer der Pfarre Kaasgraben, wird Pfarrmoderator der Pfarre Glanzing.

2002-2003:

Generalsanierung des Kirchengebäudes.

24. November 2002 – Christkönigssonntag:

Die Kirchenglocke der ehemaligen Glanzinger Notkirche, die den Bombenopfern der Siedlung Glanzing gewidmet wurde, kehrt nach Glanzing zurück und wird neben dem Tabernakel aufgestellt.

2002:

Beginn des Pfarrprojektes „Pfarrpastoral neu“ zwischen den drei von den Oblaten des heiligen Franz von Sales betreuten Pfarrgemeinden Kaasgraben – Krim – Glanzing. Aufgrund des Priestermangels werden Wege gesucht, wie die drei Pfarrgemeinden mehr zusammenwachsen und zusammenarbeiten können.

Die Glanzinger Glocke zum Gedenken an die Todesopfer des Bombenangriffes vom 22. März 1945

2003 – 2011: Pfarrer Pater Eugen Szabo OSFS

30. November 2003:

Pater Eugen Szabo OSFS wird von Weihbischof Dr. Helmut Krätzl in sein Amt als Pfarrer von Glanzing eingeführt. Gleichzeit feiert die Pfarrgemeinde den Abschluss der gelungenen Kirchensanierung.

2005:

Erstes konkretes Projekt „Pfarrpastoral neu“: Eine gemeinsame Fronleichnamsfeier der Pfarrgemeinden Kaasgraben – Krim – Glanzing. Dabei wird erstmals das neue Vortragekreuz verwendet, das Christian und Birgit Puck von ihrer Hochzeitsreise aus Rom mitgebracht hatten, um sich bei der Pfarrgemeinde für die Vorbereitung und Gestaltung ihrer Hochzeitsfeier zu bedanken.

15. Juni 2008:

Der Glanzinger Glockenturm, nach einem Modell von Mag. Anton Richter, wird vom Provinzial der Oblaten des heiligen Franz von Sales, Pater Konrad Haußner OSFS, eingeweiht.

Das Glanzinger Vortragekreuz


Einweihung der Glanzinger Glocke durch Provinzial Pater Konrad Haußner OSFS am 15. Juni 2008

2012-2013: Pfarradministrator Pater Anton Steinberger OSFS

1.Jänner 2012:

Pater Anton Steinberger OSFS folgt Pater Eugen Szabo OSFS als Pfarradministrator von Glanzing nach. Er versieht dieses Amt bis 31. August 2013.

2013 – 2016: Pfarrer Pater Georg Dinauer OSFS

1.September 2013:

Pater Georg Dinauer OSFS wird Pfarrer der drei Pfarrgemeinden Krim, Kaasgraben und Glanzing.

Seine Hauptaufgabe ist die „Zusammenführung“ dieser drei Pfarrgemeinden zur einen Pfarre Franz von Sales im Rahmen des neuen Strukturplanes der Erzdiözese Wien.

Seit 2016: Teilgemeinde Glanzing / Pfarre Franz von Sales

Seit 1. Jänner 2016 ist die Pfarre Glanzing eine Teilgemeinde der Pfarre Franz von Sales.

24. Jänner 2016: Offizielles Gründungsfest der Pfarre Franz von Sales am Gedenktag des heiligen Franz von Sales mit Kardinal Christoph Schönborn OP. Die Festmesse finden in der Krim-Kirche statt.

Neue Pfarrstrukturen entstehen: Gemeindeausschuss Glanzing – Liturgie-Team – Team „Housekeeping und Finanzen“.

Eine neue elektronische Orgel, gespendet von Dr. Herbert Kiefer, wird eingeweiht.

Seit 2017: Pfarrer Pater Thomas Mühlberger OSFS

2017: Anlässlich des 450. Geburtstages des heiligen Franz von Sales (1567-1622) wird über den Sakristeitüren nach einem Entwurf von Mag. Anton Richter der Heilige Franz von Sales, der Patron der Pfarre Franz von Sales, „sichtbar“ gemacht.

2020: Die Welt wird von der Corona-Pandemie überrollt. Das hochansteckende Virus COVID-19 verursacht drastische Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens. Dies wirkt sich auch auf die geplanten Feiern zum Jubiläum „50 Jahre Kirche Glanzing (1970-2020)“ aus. Viele Veranstaltungen müssen abgesagt bzw. verschoben werden. Von 15. März bis 17. Mai fanden überhaupt keine öffentlichen Gottesdienste statt. Karwoche und Ostern konnten nur „virtuell“ bzw. als Hauskirche gefeiert werden. Am 17. Mai fand erstmals wieder eine öffentliche Sonntagsmesse unter besonderen Schutzmaßnahmen statt: Mindestabstand, Desinfektion und Mund-Nasen-Schutz. Im September und Oktober wurde der Innenraum der Kirche generalsaniert. Nun erstrahlt die Kirche im neuen Glanz, besonders der Tabernakel.

Altarraum der Glanzinger Kirche

 

Der Tabernakel im neuen Glanz

Unter der Flagge des heiligen Franz von Sales

Das Glanzinger „Christusschiff“ segelt nun auch unter der Flagge des heiligen Franz von Sales, der in seinem berühmten Bestseller „Philothea – Anleitung zum frommen Leben“ schrieb:

„Mag das Schiff diesen oder jenen Kurs nehmen, mag es nach Westen oder Osten, nach Süden oder Norden streben, mag dieser oder jener Wind es treiben, die Kompassnadel wird doch stets nach Norden zeigen. Mag nicht nur um uns herum, sondern auch in uns alles drunter und drüber gehen, mag unsere Seele traurig oder vergnügt und fröhlich, verbittert und unruhig oder friedlich, im Licht oder in der Finsternis der Versuchung, mag sie ruhig und voll Freude oder voll Ekel sein, in Trockenheit oder Seligkeit, mag die Sonne sie versengen oder der Tau sie erfrischen: immer soll unser Herz, unser Geist und der höhere Wille gleich der Kompassnadel unablässig auf die Gottesliebe als ihr einziges und höchstes Gut schauen und ausgerichtet sein.

‚Ob wir leben oder sterben‘, sagt der Apostel, ‚wir gehören Gott an‘ (Röm 14,8). ‚Wer wird uns von der Liebe Gottes trennen?‘ Nein, nichts wird uns je von dieser Liebe trennen, weder Leid noch Angst, weder Tod noch Leben, weder gegenwärtiges Leid noch Furcht vor zukünftigem Unglück oder den Ränken des bösen Feindes, weder die Höhen geistlicher Freuden noch Tiefen der Trübsal, weder Gefühlsüberschwang noch geistliche Dürre: ‚Nichts wird uns trennen von dieser heiligen Liebe, die in Jesus Christus begründet ist,‘ (Röm 8,35).“ (Franz von Sales, Philothea IV, DASal 1,230)

Statue des heiligen Franz von Sales (1567-1622)