Wortgottesfeiern mit Kommunionspendung an Sonntagen
Stellungnahme von Pfarrer Pater Thomas Mühlberger OSFS
Schon seit Jahren wurde im Priesterteam unserer Pfarre festgehalten, dass wir die Pfarre an eine geringere Zahl von Eucharistiefeiern bzw. an alternative liturgische Feiern heranführen müssten. Es zeigte sich bereits wiederholt, dass das gewohnte liturgische Angebot mit den verfügbaren Priestern zuweilen nur mit größter Mühe aufrechterhalten werden konnte. Eine Feststellung wurde jedenfalls immer wieder in den Raum gestellt: Die Zahl der Sonntags- messen solle auf keinen Fall erhöht werden. [Wir betreuten bereits drei Teilgemeinden, den Wohnpark Fortuna und die „Maltesermessen.“]
Im Mai 2019 wurde seitens der Erzdiözese mitgeteilt, dass uns als Pfarre ab September d. J. auch die Seelsorge in der Park Residenz Döbling übertragen wird. Zwar gelang es, dafür Sr. Miriam Hörlesberger SA als Koordinatorin zu gewinnen, doch war zugleich klar, dass nun eben doch auch weiterer Bedarf an Hl. Messen auf das Priesterteam zukommen würde.
Angereichert wurde die Diskussion durch Rückmeldungen unserer derzeitigen ausgebildeten Wortgottesfeier-Leiter_innen (in der Krim und in Glanzing), insbesondere beim entsprechenden Themenabend am 5. Juni 2019: Viele von ihnen hatten über einen sehr langen Zeitraum kaum Gelegenheit, ihre Sendung auszuüben, schon gar nicht an Sonntagen.
Zudem sind die „Überfrachtung“ von Sonntagsmessen durch mehrere „Themen“ und Gruppierungen sowie pastoral-liturgische Überlegungen, inwieweit bei bestimmten Zielgruppen und Gestaltungen nicht ohnehin die Eucharistiefeier als ein unliebsamer Appendix (und Zeitfaktor) erlebt oder generell nicht „verstanden“ wird, immer wieder Anlass zu Reflexion, Kritik und zuweilen Hilflosigkeit.
Beginnend mit dem neuen Kirchenjahr (1. Adventssonntag) beabsichtige ich daher folgende Änderung bei den Sonntagsgottesdiensten: An einem Sonntagvormittag im Monat findet abwechselnd in einer der drei Teilgemeinden eine Wortgottesfeier mit Kommunionspendung statt (also z. B. im Jänner in Glanzing, im Februar im Kaasgraben, im März in der Krim,…). Aus der Sicht jeder der drei Gemeinden bedeutet das also: einmal im Vierteljahr bzw. viermal pro Jahr. Die Festlegung der konkreten Termine soll unter starker Mitwirkung des jeweiligen Liturgieteams und des Liturgieausschusses erfolgen.
Wortgottesfeiern sind liturgisch formbarer als Hl. Messen, sodass sich bei der Auswahl bei- spielsweise Gottesdienste, die von/für Kindergarten, Jungschar, Firmkandidat_innen, Jugendliche, Fernstehende, Sozialprojekte usw. gestaltet werden, besonders dafür empfehlen könnten. Selbst die Kommunionspendung könnte diskutiert werden, doch zeigen hier unge- zählte Referenzbeispiele einhellig, dass das Fehlen der Kommunionspendung für einen erheblichen Teil der Gemeinde Anlass sein dürfte, sie als unzureichenden Sonntagsgottes- dienste zu erleben – und ihnen somit fernzubleiben.
Von dieser Entscheidung und Weichenstellung erwarte ich mir mittelfristig folgende Vor- teile:
- Die Gesamtzahl der zu feiernden Sonntagsmessen bleibt für das Zelebrantenteam gleich.
- Die wöchentlichen Sonntagsgottesdienste und deren Beginnzeiten können in allen drei Teilgemeinden beibehalten werden.
- Wir bereiten die Pfarre und die Teilgemeinden behutsam und von uns Hauptamtlichen begleitet auf Entwicklungen vor, die in absehbarer Zeit ohnedies kommen werden.
- Die Möglichkeit, Sonntagsgottesdienste (mit Kommunionspendung) zu leiten – noch dazu mit einer entsprechenden „Infrastruktur“ (Mesner_innen, Ministrant_innen, Lektor_innen, Kommunionhelfer_innen, Musiker_innen, Techniker_innen,…), eventuell sogar mit nahestehenden Gruppierungen – dürfte für bestehende und potentielle Wort- gottesfeierleiter_innen eine große Motivation darstellen.
- Das liturgische „Gesicht“ der Kirche bzw. der Gemeinde wird weiblicher, denn selbst- verständlich können auch Frauen einer Wortgottesfeier vorstehen. Vielleicht sprechen wir dadurch sogar neue Zielgruppen an, sowohl bei den Mitarbeiter_innen als auch bei den Mitfeiernden.
- Die Gemeinden vor Ort erleben eine größere Vielfalt liturgischer Feiern und werden sich deren Spezifika deutlicher bewusst.
- Die einzigartige Stellung der Hl. Messe darf keinesfalls verdunkelt werden! Wer jeden Sonntag eine Eucharistiefeier mitfeiern möchte, soll dazu ermutigt werden, dies an den betreffenden Sonntagen z. B. in einer Nachbargemeinde zu tun. Das könnte ein Beitrag zur (auch pfarrinternen) „Gemeindeökumene“ sein.
Meine Überlegungen teilte und diskutierte ich mit unserem Priesterteam (4. 9.), dem Haupt- amtlichen-Team (17. 9.), dem Liturgieausschuss (17. 9.) und schließlich mit dem Pfarrgemeinderat (25. 9.), wonach diese Entscheidung auch öffentlich und offiziell wurde. Es folgten Besprechungen mit den Wortgottesfeier-Leiter_innen (20. 10.), den Gemeindeausschüssen und Liturgieteams aller drei Teilgemeinden und mit dem Liturgiereferat der Erzdiözese Wien, um aus erster Hand zu informieren, Kritik entgegen zu nehmen und in die Umsetzung einfließen zu lassen.
Ich bitte alle um die Haltung des Gebetes und des Vertrauens in die Führung Gottes unserer Pfarrgemeinde als Teil des pilgernden Volkes Gottes! Danke für alles Wohlwollen und alle Loyalität, für so viel Interesse und Engagement, für alle Aufgeschlossenheit und für die Unterstützung besonders jener, die sich um die Feier unserer Gottesdienste annehmen!
Pfarrer P. Thomas Mühlberger OSFS
im November 2019