Predigt zum 7. Sonntag der Osterzeit

  • 1. Lesung:          Sie alle verharrten einmütig im Gebet (Apostelgeschichte 1,12-14)
  • 2. Lesung:          Freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt (1. Petrusbrief 4,13-16)
  • Evangelium:     Vater, verherrliche deinen Sohn! (Johannes 17,1-11a)

Halbzeitpause.

Der Sonntag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten könnte auch Halbzeitpausensonntag genannt werden. Die erste Lesung bringt uns das Bild näher. Jüngerinnen und Jünger Jesus gehen sozusagen in die Kabine.

Der Vergleich hinkt natürlich ein wenig. Einer ist nämlich nicht mehr dabei: der Ex-Trainer, Jesus. Er ist dann mal bei Gott.

So beschließen die Jüngerinnen und Jünger Jesu sich ins Obergemach zurückzuziehen und einmütig zu beten. Kirche entsteht irgendwie zum ersten Mal. Und es wird nicht lange dauern, da wird der Trainerwechsel auch vollzogen sein. Der neue Trainer kommt dann nächsten Sonntag in die Kabine: der Heilige Geist.

Was tun Spielerinnen und Spieler während der Halbzeitpause in der Kabine?

Die einen stärken sich; die anderen erleichtern sich; die nächsten wechseln ihr durchgeschwitztes Gewand; andere wieder schnaufen einfach nur einmal durch und sagen gar nichts; selbstverständlich wird auch miteinander analysiert, wie denn das Spiel so läuft; es wird diskutiert, was der einen oder dem anderen aufgefallen ist, und man einfach nicht dazugekommen ist, draußen am Spielfeld, in der Hitze des Gefechtes, die Situationen in denen man steckte, aus einer anderen Perspektive zu sehen. Die Taktik wird umgestellt, wenn man bis zur Halbzeitpause nicht das gewünschte Ziel erreicht hat. Blicke werden geschärft; was einer nicht sieht, ist dem anderen ins Auge gesprungen. Währenddessen werden Muskeln gelockert. Noch einmal stellt man sich zusammen und beschwört mit einem gemeinsamen Ruf den Geist des Zusammenhalts, man besinnt sich noch einmal auf das zu erreichende Ziel, und dann geht es wieder retour aufs Spielfeld. Zweite Halbzeit.

Halbzeitpause.

Sonntag für Sonntag. Sein Leben im Blick behalten. Seine Ziele definieren. Dem Ziel entgegengehen. Einzeln und Gemeinsam. Sich auch dem andern stellen, bzw. sich auch vom andern stellen lassen. Gewohntes nur dann fortführen, wenn es dem Ziel dienlich ist, ja, es tut ganz gut, seine Gewohnheiten zu überprüfen. Auch die kleinen Macken wieder einmal angehen. Dem gemeinsamen Ziel das persönliche Ziel unterordnen, das ist immer wieder eine Herausforderung. Es geht tatsächlich um ein gemeinsames Ganzes. Sich frauschaftsdienlich einbringen.

Halbzeitpause.

Wo befinde ich mich da derzeit? Wo befindest du dich?

Bin ich ständig am Spielen am Platz und war schon jahrelang nicht mehr in der Kabine? Wo hältst du dich grad auf?

Oder gehe ich nur in die Kabine, wenn sie leer ist, und ich mich den andern nicht stellen muss? Versteckst du dich?

Oder bin ich zwar bei allem dabei, habe aber keine Ahnung mehr, was das Ziel ist? Weißt du noch, worum es geht?

Oder habe ich die Kabine zu meinem Lieblingsaufenthaltsort erklärt, und verweigere die Rückkehr auf das Spielfeld, ins Leben? Du vielleicht?

Halbzeitpause

Sich an die Worte des Ex-Trainers Jesus im Evangelium erinnern:

„Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du, Vater, mir gegeben hast, von dir ist.“

Die Verbindung zu Gott im Alltag immer wieder wahrnehmen, herstellen, aussprechen: natürlich, selbstverständlich, gelassen, vertrauend, mit einem Schuss Humor, mit Zuversicht.

„Denn die Worte, die du, Vater, mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen.“

Das von mir Angenommene, das mir Anvertraute, regelmäßig in den göttlichen Blick nehmen: meine Talente, meine Schwächen, meine Lust, meine Ängste, meine Leidenschaft, meine Antriebslosigkeit, meine Zweifel, meine Hoffnung, meine guten Gewohnheiten, meine schlechten Gewohnheiten, meine Liebesfähigkeit, meine Geliebt-zu-werden-Fähigkeit, meine Erfolge und meine Niederlagen.

„Jetzt komme ich zu dir Gott und rede dies noch in der Welt, damit sie meine Freude in Fülle in sich haben.“

Auf die Spur dieser tiefen göttlichen Freude bleiben, die jeder und jedem zugesagt ist, und anderen diese Freude in Fülle zusprechen, in meiner Sprache, mit meinen Händen, mit meinen Augen trotz Maske, mit meinem Herzen.

„Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.“

Wir haben einen Auftrag. Ich habe eine Aufgabe. Du hast eine Aufgabe. Du bist gesandt: Bote Gottes sein, dein Leben darf von Gott Zeugnis geben. Geh hinaus aus der Kabine. Lebe Jesus. Der neue Trainer, der Heilige Geist, wird kein anderes Ziel vor Augen haben. Geh hinaus. Das Spiel geht weiter. Lebe!

Ende der Halbzeitpause. Amen.

P. Sebastian Leitner OSFS