Im Kaasgraben geTraut, 05.10.2018

Jeder Tag ist ein guter Tag

Eröffnung der Ausstellung „Kunst hinterm Vorhang“ mit japanischen Kalligraphien in der Kirche Kaasgraben

Am Sonntag, 23. September 2019, wurde in der Kirche Kaasgraben die Ausstellung „Japanische Kalligraphien“ von Frau Junko Baba in der Reihe „Kunst hinterm Vorhang“ mit einer festlichen Messe von Pater Sebastian Leitner OSFS eröffnet.

Nähere Informationen zur Arbeit von Junko Baba, zur Japanischen Kalligraphie und zur Ausstellung selbst finden sie >>>hier…

Fotos von der Ausstellung finden Sie >>>hier…

Hier lesen Sie nun die Einleitung und die Predigt von Pater Sebastian Leitner:

Einleitung

Ich darf Sie ganz herzlich zu diesem Gottesdienst begrüßen. Wie Sie sehen, wurde unser Kirchenraum anlässlich unserer Reihe „Kunst hinterm Vorhang“, die sich in diesem Jahr auch vor dem Vorhang finden lässt, für ein paar Wochen künstlerisch erweitert und wir dürfen heute unmittelbar nach dem Gottesdienst, diese Ausstellung eröffnen.

Ganz herzlich begrüße ich in unserer Mitte Frau Junko Baba. Sie erlaubt uns, auf meine Einladung hin, Gott und uns selbst in japanischen Schriftzeichen zu suchen und zu finden, deren Perfektion nur dann gelingen kann, wenn der Mensch, der malt, zeichnet, ganz bei sich selbst ist, mit sich eins ist.

Gott lädt uns heute ein ganz bei uns selbst zu sein, er lädt uns ein sich unter sein Wort zu stellen und aus der Feier seiner Lebenshingabe Kraft für unseren Alltag zu schöpfen.

Gottes vergebende Liebe, Gottes Ansinnen zu jedem Zeitpunkt das  Gute aus allem und jedem herauszuholen, schenkt uns immer wieder einen neuen Anfang. Lassen wir uns zu Beginn des Gottesdienstes diese vergebende Liebe wieder neu schenken, indem wir ihn um sein Erbarmen bitten:

Kyrie Eleison
Christe Eleison
Kyrie Eleison

Predigt (Johannes 8,1-11)

Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche

Im vergangenen Jahr durfte ich gemeinsam mit Otto Schwarzendorfer in den Räumlichkeiten der japanischen Botschaft am Ring eine Ausstellung über japanische Kalligraphie von Frau Junko Baba besuchen.

Inspiriert von diesem Besuch, lud ich sie in unsere Kaasgrabenkirche ein, und frug sie, ob sie sich vorstellen könnte, für unsere Gemeinde, die sich immer wieder auf die Suche nach Gott in dieser Kirche macht, künstlerisch zu bereichern. Das Ergebnis dürfen wir in den nächsten Wochen wahrnehmen.

Schon in der Ausstellung war für mich klar, dass das Evangelium, das wir soeben gehört haben, jenes Evangelium würde, das ich an diesem Tag ausnahmsweise außerhalb der üblichen Reihenfolge als Basis meiner Verkündigung auslegen würde.

Denn schon immer wieder habe ich mich mit der Frage beschäftigt, was denn da Jesus auf die Erde schrieb, bevor er der Sünderin Gottes Barmherzigkeit zuteilwerden ließ.

Künstler und Künstlerinnen der japanischen Kalligraphie sind beim Anfertigen ihrer Schriftzeichen immer wieder auf der Suche nach der inneren Harmonie und Stimmigkeit, die es ihnen ermöglicht, das eine Wort, den einen Begriff, die eine Stimmung, die sie auf Papier bringen wollen, so „wahr“ wie möglich zu schaffen. Das Wort, das Schriftzeichen, das entsteht,  ist also nicht mit dem zu vergleichen, was ich in langweiligen Sitzungen ganz gerne mache, auf meinem Block zu kritzeln und Kasterl anzumalen und Punkte zu verbinden.

Bei der Ehebrecherin geht es nicht um eine langweilige Sitzung, es geht um Leben und Tod. Und Jesus muss ganz bei sich sein und bleiben, um ihr, und nur ihr gerecht zu werden. Denn entgegen der Absichten der Pharisäer, denen es um Rechtfertigung, Bloßstellung Jesu, eigenem Machterhalt geht, besinnt sich Jesus in diesem Augenblick des Nachdenkens und Schreiben auf die Erde dessen, wozu er gerufen ist: die Barmherzigkeit Gottes zu kommunizieren.

Und so sehe ich vor meinem inneren Auge, dass Jesus zunächst vielleicht jenes Schriftzeichen auf die Erde gemalt hat, dass sie bei der 9. Station des Kreuzweges sehen können. Dieses Schriftzeichen steht für „Zusammenbrechen, Ohnmächtig werden, Entblößt werden“. So wird es wohl der Frau gegangen sein, die da vor ihm am Boden lag.  Gott nimmt die Realität und die Situation der Frau wahr. Das ist wichtig. Gott denkt nicht zuerst an Rechtfertigung, an die Pharisäer und ihre Anliegen, und er denkt nicht an sich selbst und in welchem Schlamassel er vielleicht steckt,  nein, er nimmt die Frau wahr: Zusammengebrochen, ohnmächtig geworden, entblößt. 9. Station.

Dann wird er das wohl wieder weggewischt haben, und nebeneinander jene drei Schriftzeichen geschrieben haben, die sie in der Donauschwabenkapelle wunderbar erkennen können: Links – Bekenntnis – in der Mitte, der Beter – Rechts, die Blindheit. Diese Trilogie, in der sich ja Jesus selbst bei seiner Kreuzigung zwischen den beiden Schächern wiederfinden wird, diese Trilogie enthüllt das Vorgehen Gottes. Die Frau bekennt. Jesus betet und bleibt in Verbindung mit Gott. Die Pharisäer sind mit Blindheit geschlagen. Zunächst.

Bekenntnis – Beten – Blindheit. Vor seinem inneren Auge wird Jesus klar, was er als Gott zu tun hat, zu sagen hat. Auch diese drei Schriftzeichen verwischt er wieder.

Und dann, das letzte Schriftzeichen bevor er etwas sagt. Sie finden es auf eine der drei Fahnenstangen und es ist im Socho Stil geschrieben.

Es lautet: NICHI NICHI KORE KOU NICHI (Jeder Tag ist  ein guter Tag)

Jeder Tag und jeder Moment ist in sich einzigartig und unwiderruflich. Und in dem JETZT, in diesem Augenblick sollen wir das „GUTE“ davon mitnehmen.

Vor dem inneren Auge Jesus taucht dieser Gedanke auf. Das Gute aus dem Augenblick mitnehmen.

Jesus blieb allein zurück mit der Frau,
die noch in der Mitte stand.
Er richtete sich auf und sagte zu ihr:
Frau, wo sind sie geblieben?
Hat dich keiner verurteilt?
Sie antwortete: Keiner, Herr.
Da sagte Jesus zu ihr:
Auch ich verurteile dich nicht.
Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche

Während der nächsten vier Wochen wird diese Ausstellung in dieser Kirche sein. In der Donauschwabenkapelle wird es auch die Möglichkeit geben, in sich selbst hineinzuhören und versuchsweise Kalligraphien zu probieren.

Hören Sie auf das Göttliche in Ihnen. Thematisieren Sie Ihre Ohnmacht. Entlarven Sie ihre Blindheit und freuen Sie sich, wo Ihr Gebet Sie zu Bekennern macht.  Lassen Sie sich beschenken von der tiefen Erkenntnis, dass in jedem Augenblick und in jeder Situation Gutes zu finden ist, Gott zu finden ist.

Was also hat Jesus auf die Erde geschrieben. Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist, wie Jesus sein Leben zu Ende gelebt hat, wie er sich dem Leben, sich selbst und den Menschen gestellt hat. Das wissen wir.

Danke, liebe Frau Baba, dass Sie uns neue Zugänge zu Gott mit ihrer Kunst gelegt haben.

Danke, Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche, wo Sie/ihr sich/euch tagtäglich auf die Suche nach Gott machen, in euch selbst, in der Kunst, in anderen Menschen.

Gott sei gebenedeit. Amen.

P. Sebastian Leitner OSFS

14 Japanische Kalligraphien zum Leiden Christi von Junko Baba

Ausstellung in der Reihe „Kunst hinter’m Vorhang“

In der Reihe „Kunst hinter’m Vorhang“ werden ab Sonntag, 23. September 2018, in der Kirche „Maria Schmerzen“ im Kaasgraben japanische Kalligraphien zum Leiden Christi, sowie weitere Kalligraphien gezeigt.

Die Künstlerin Junko Baba

Die Künstlerin Junko Baba ist in Fukuoka (Japan) geboren, Lehrbeauftragte an der Universität Wien und Vizepräsidentin des internationalen Vereins ,,Global Calligraphy Vienna“. Sie leitet die Europäische Zweigstelle der Nihon Shuji Kalligraphie Gesellschaft, und gilt als eine der aktivsten Performance-Künstlerin der japanischen Kalligraphie im europäischen Kulturraum. Ihr Urgroßvater Shunson Tohaya (1837-1905) gründete eine der ersten Kalligraphie-Schulen in Kyushu. Als Kind erhielt sie Kalligraphie-Unterricht bei ihrer Mutter, mit 18 machte sie den Abschluss des Nihon-Shuji Kalligraphie-Lehrerdiploms. Danach folgte ein Musikstudium mit Uni-Abschluss an der Musashino Universität in Tokyo und am Mozarteum in Salzburg.
Nebst zahlreichen Live Performances, Ausstellungen, Vorträgen und Workshops zeigt ihre Verbundenheit mit Japan die kürzlich ins Leben gerufene Spendenaktion für die Erdbebenopfer in Kumamoto. Sie leitet auch ein Atelier in der Operngasse in Wien. Mehr dazu >>>hier…

Zu ihren in der Kaasgraben Kirche ausgestellten Kalligraphien schreibt sie Folgendes:

Japanische Kalligraphie und Christlicher Kreuzweg? Auf den ersten Blick sind beide künstlerischen Darstellungen so weit voneinander entfernt, wie keine zwei anderen voneinander entfernt sein könnten. Aber nur auf den ersten Blick…

Was ist japanische Kalligraphie?

Die sogenannten „Kanji“-s, die „Buchstaben“ chinesischer und japanischer Schriften, sind wohl die ältesten der heute verwendeten Schriftzeichen. Sie stammen von reduzierten hieroglyphischen Abbildungen und sind etwa 1000 Jahre älter, als die lateinischen Buchstaben. Da die Schriftzeichen aber Wörter und keine Buchstaben sind, kann alles viel konzentrierter aufgeschrieben werden: eine Seite in einem japanischen Buch entspricht etwa vier bis fünf Seiten auf Deutsch.

Dieser Unterschied spiegelt sich auch in der Denkweise der Japaner wider. Stark komprimierte Notifikation ermöglicht einen weitreichenderen Überblick, als es im abendländischen Kulturraum üblich ist. (Stichwort: Römisches Recht, wo nach einer eindeutigen JA/NEIN Antwort gesucht wird –während die Fernöstliche Denkweise zwischen JA und NEIN unendlich viele Kompromissstufen sucht.)

Die „Komprimierung“ als Kunstrichtung ermöglicht es, lange Sätze kurz zu beschreiben – vorausgesetzt man kennt die kulturellen und historischen Hintergründe. Ein Beispiel auf Deutsch: die Schlüsselworte des Satzes „Dankbarkeit gehört zu den Schulden, die jeder Mensch hat, aber nur die wenigsten tragen sie ab“ sind: „Dankbar, Jeder, Wenige, Abtragen“. Kommt man aus dem deutschsprachigen Kulturraum und liest „Dankbar, Jeder, Wenige, Abtragen“, assoziiert man früher oder später oben genannten Satz.

Das Konzept „14 Japanische Kalligraphien zu den Leiden Christi“

Greifen wir nun ein einziges Wort jeder Station auf, das mit dem Kreuzweg oder dessen biblischem Hintergrund in Zusammenhang steht! Schreiben wir diese 14 Wörter hintereinander auf, wird der Leidensweg Christi sofort erkennbar – auch wenn die Stationen selbst, weder bildlich noch anders betitelt zu sehen sind.

Und eben darum geht es in diesem künstlerischen Werk: aus den kalligraphierten Wörtern sollen sich Gefühle und Gedanken entfalten, die wir weiterdenken und mitnehmen können.

Ich wünsche Ihnen offene Herzen und Seelen beim Betrachten der Schriftrollen!

Ihre Junko Baba

14 Japanische Kalligraphien zu den Leiden Christi

1. URTEIL FÄLLEN

Darauf ließ Pilatus, um die Menge zufrieden zu stellen, Barabbas frei und gab den Befehl, Jesus zu geißeln und zu kreuzigen. (Markus 15, 15)

2. SCHULTERN

Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf Hebräisch Golgota heißt. (Johannes 19, 17)

3. STÜRZEN (HINKEND, STOLPERND FALLEN)

Als ich stürzte, verhöhnten sie mich. (Psalm 35, 16)

4. BEGEGNEN (UNERWARTET AUF JEMANDEN TREFFEN)

Und Simeon sagte zu Maria, der Mutter Jesu: Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. (Lukas 2, 34-35)

5. HELFEN

Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen. (Markus 15, 21)

6. GEBEN (UNEIGENNÜTZIG, BEI NOT DES NÄCHSTEN)

Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. (Matthäus 5, 7-9)

7. SCHLAGEN (SPOTTEND VERPRÜGELN)

Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf. (Psalm 22, 8)

8. TRÖSTEN

Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? (Lukas 23, 28-31)

9. ZUSAMMENBRECHEN (OHNMÄCHTIG WERDEN)

Zum Spott geworden bin ich all meinen Feinden, ein Hohn den Nachbarn, ein Schrecken den Freunden; wer mich auf der Straße sieht, der flieht vor mir. Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß. (Psalm 31, 12-13)

10. BERAUBEN (SOWOHL MATERIELLES, ALS AUCH DIE EHRE)

Sie gaffen und weiden sich an mir. Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. (Psalm 22, 18-19)

11. KREUZIGEN

Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. (Lukas 23, 33)

12. STERBEN

Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet. Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund. Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf. (Johannes 19, 27-30)

13. MITNEHMEN

Da es Rüsttag war, der Tag vor dem Sabbat, und es schon Abend wurde, ging Josef von Arimathäa, ein vornehmer Ratsherr, der auch auf das Reich Gottes wartete, zu Pilatus und wagte es, um den Leichnam Jesu zu bitten. Pilatus war überrascht, als er hörte, dass Jesus schon tot sei. Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei. Als der Hauptmann ihm das bestätigte, überließ er Josef den Leichnam. (Markus 15, 42-45)

14. BEGRABEN

Sie nahmen den Leichnam Jesu und umwickelten ihn mit Leinenbinden, zusammen mit den wohlriechenden Salben, wie es beim jüdischen Begräbnis Sitte ist. An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttages der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei. (Johannes 19, 40-42) 

Drei Großkalligraphien in der Donauschwabenkapelle

BEKENNTNIS          –           GEBET                  –                BLINDHEIT

Diese drei Kalligraphien stellen eine Parallele zum gekreuzigten Jesus und den beiden Schächern her.

Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!
Der andere aber wies ihn zurecht und sagte:  Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.
Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.
Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.

Drei Kalligraphien in SOSHO Style in der Kirche

UCHU (Universum)

Im ersten Schritt ist das tatsächliche physikalische / astronomische Universum und dessen Unendlichkeit gemeint. Darauf wird gebaut…

KACHOFUUGETSU (Blumen, Vogel, Wind, Mond)

Ein Schritt weiter: es zeigt die Natur durch vier Geschöpfe, wie Schönheit (Blumen), Eleganz (wie der Vogel fliegt), Bewegung (Wind) und das Vergehen (Mond und dessen Phasen). Diese führen uns zu einer innerlichen Ruhe und Gelassenheit, vergleichbar einer positiven Melancholie, die uns mit den erfolglosen menschlichen Anstrengungen versöhnt.

NICHI NICHI KORE KOU NICHI (Jeder Tag ist  ein guter Tag / Zen Spruch)

Als letzter Schritt wird uns bewusst, dass es zwar gute und schlechte Tage gibt, aber jeder Tag und jeder Moment in sich einzigartig und unwiderruflich ist. Und in dem JETZT, in diesem Augenblick sollen wir das „GUTE“ davon mitnehmen.

Weitere Fotos von der Ausstellung finden Sie >>>hier…

Die Einleitung und die Predigt von Pater Sebastian Leitner beim Eröffnungsgottesdienst finden Sie >>>hier…

GOTT – DAS HEILIGE

 

Pfarr-Pastoralkonzept beschlossen

Nach dem Pfarrgemeinderat haben auch alle drei Gemeindeausschüsse das Pastoralkonzept unserer Pfarre beschlossen.

Es ist damit unser Wegweiser in die pfarrliche Zukunft und Grundlage der finanziellen Entscheidungen im Vermögensverwaltungsrat.

Personelle Veränderungen

P. Georg Dinauer OSFS verlässt mit Ende dieses Arbeitsjahrs unsere Pfarre. Er wird ab September als Krankenhausseelsorger im Otto Wagner-Spital arbeiten. Unser Seelsorgeteam wird durch P. Manikumar Arepalli OSFS verstärkt.

Die Nachfolgerin unserer Pastoralassistentin Katharina Hintermayer, die ab Herbst in einem Projekt in Kambodscha arbeiten wird, steht ebenfalls fest: wir freuen uns auf Elisabeth Wolfslehner.

Ein großes Danke an Katharina und P. Georg für die wunderschöne gemeinsame Zeit und euren großen Einsatz! Und einen guten Neubeginn für Elisabeth und P. Manikumar!

Am Sonntag, 7.10., feiern wir um 9:30 in der Krim-Kirche Abschied und Einstand.

The Sound of Wind & Brass

Pastoralkonzept

Das Pastoralkonzept …

…  hält einen Leitsatz und Schwerpunkte fest, die in den drei Gemeinden derzeit besonders aktuell sind, oder für die sie sich verstärkt engagieren wollen.

… soll ein Reiseführer in die Zukunft unserer Pfarre sein, kein Fotoalbum der Vergangenheit.

…  ist nicht abschließend. Es bedeutet nicht, dass nur wichtig ist, was darin genannt wird.

…  ist nicht abgeschlossen. Der Pfarrgemeinderat ist auf Ihre Gedanken gespannt!

 

Sie finden den Textentwurf hier.

Was ist gut? Was gefällt Ihnen nicht? Was fehlt? Was ist unverständlich?

 

Wir sind auf ihr Feedback bis 20.5. gespannt: senden Sie bitte uns ein Mail mit ihren Gedanken an feedback@franzvonsales.at.

„sei getreu bis in den Tod“

„sei getreu bis in den Tod“

F.Mendelssohn Bartholdy

Tenor: Franz Fahrleitner
Violoncello: Peter Hudler
Orgel: Gerhard Rehor

Neues aus dem PGR

Der Pfarrgemeinderat hat sich in seiner Sitzung vom 7.3.2018 schwerpunktmäßig mit den „Sinus-Milieus“ – also der Bevölkerung unseres Pfarrgebiets – beschäftigt.

Zum Nachlesen:

Kurzprotokoll der Sitzung vom 7.3.2018

 

Einstimmungen in den Tag des Judentums 2014-2018

Die Ökumenepreis-Dokumentation „Tag des Judentums.

Einstimmungen in den Tag des Judentums 2014-2018 – Christen und Juden gemeinsam“, hg. Elisabeth Lutter, ist erschienen und wird am 31. Jänner 2018 beim Ökumenischen Empfang des Herrn Kardinals Dr. Christoph Schönborn präsentiert werden.

Die Arbeitsgemeinschaft „Vernetzte Ökumene Wien West“ (Dekanate 13-19) gibt es seit 2005. Es geht ihr darum, ökumenisch-gemeinsam das „Testament Jesu“ zu erfüllen, „dass alle (Christen) eins seien“ und in diesem Geist  zentrale Anlässe des Kirchenjahres zu gestalten: Passion, Pfingsten, Erntedank – und auch den „Tag des Judentums“. Dieser wurde im Jahr 2000 vom ökumenischen Rat der Kirchen eingeführt, um am Vorabend der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen an deren gemeinsame Wurzeln im Judentum zu erinnern – und an die gemeinsame Schuld: die Feindschaft mit den Juden bis hin in die Katastrophe der Schoa. Ein jährlicher ökumenischer Gottesdienst des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich ist diesem Gedenken gewidmet.

Die „Vernetzte Ökumene Wien West“ hat dazu das Motto formuliert: „Nicht über die Juden, sondern mit ihnen reden“, damit aus Feindschaft, Misstrauen und Leid neues Verständnis für einander und neues Vertrauen entstehen kann. In diesem Sinn veranstaltet sie seit fünf Jahren „Einstimmungen in den Tag des Judentums“: nicht in einer Kirche und nicht mit einem Gottesdienst, um auch jüdischen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen, sondern jedes Mal an einem anderen Ort einstigen jüdischen Lebens und Glaubens, etwa  in Erinnerung an eine 1938 zerstörte Synagoge. Hier wird auch für nachgeborene Generationen das christliche Schuldbekenntnis und das jüdische Totengebet nachvollziehbar, Friedensbitten werden zum persönlichen Bedürfnis, das Lesen gemeinsamer Texte aus dem Ersten Testament machen die gemeinsamen religiösen Wurzeln deutlich. Weil diese „Einstimmung“ immer an einem anderen Gedenkort stattfindet, werden immer breitere, nicht nur christliche, sondern auch „fernerstehende“ Bevölkerungskreise in diese Gedenk- und Trauerarbeit einbezogen, die jeweilige christlich-jüdische Lokalgeschichte des Umfeldes wird lebendig und regt zur persönlichen Auseinandersetzung an.

Die bisher fünf Veranstaltungen dieser Art wurden von der Initiatorin Dr. Elisabeth Lutter nun dokumentiert und als Publikation herausgegeben, um als Anleitung auch von anderen Pfarren oder Gemeinschaften genützt zu werden und so – über die Ökumene hinaus – weitere Kreise der Bewusstseinsbildung und  der christlich-jüdischen  Zusammenarbeit zu ziehen. Für dieses Projekt erhielt die „Vernetzte Ökumene Wien-West“ im Reformationsgedenkjahr 2017 den erstmals vergebenen Ökumenepreis zuerkannt. Der evangelische Bischof Michael Bünker  und der katholische „Ökumene-Bischof“ Manfred Scheuer übergaben ihn gemeinsam den VertreterInnen der „Vernetzten Ökumene Wien West“, die Laudatio hielt Univ.Prof.in Regina Polak.

Die Herausgabe der Dokumentation wurde vom Innovationsfonds der Erzdiözese Wien gefördert. Das Buch wird allen Mitgliedskirchen des ÖRKÖ, allen österreichischen Bischöfen (Diözesen), allen Wiener Dekanaten mit ihren Ökumene-Beauftragten sowie den ReferentInnen der Veranstaltungen und wichtigen MultiplikatorInnen zur Verfügung gestellt.

Dr. Elisabeth Lutter, Vikariatsausschuss „Ökumene“ Wien

Der Ball der Pfarre Franz von Sales

Der Ball der Pfarre Franz von Sales findet dieses Jahr am 20. Jänner 2018 im Veltlinerschlössl im Heurigen Wolff (19., Rathstraße 48) statt.

Einlass ist ab 19.30 Uhr
Festliche Eröffnung um 20 Uhr
Ende 2.00 Uhr

Kartenpreise:
Erwachsene € 27,-
Jugend / StudentIn € 20,-
Tisch € 4,-

Kartenvorverkauf nach der Vormittagsmesse am 06., 07. & 14.01. in der Krim, sowie unter der Woche in der Pfarrkanzlei (19., Sollingergasse 24).

[gview file=“https://franzvonsales.at/wp-content/uploads/2017/03/Ballplakat2018_Druck.pdf“]

Franz von Sales – Fest 2018

Einladung zum Franz von Sales – Fest am 27/28.1.2018 in der Kaasgrabenkirche!

[gview file=“https://franzvonsales.at/wp-content/uploads/2018/01/Plakat.pdf“]

Habibi zum Regierungsprogramm

Habibi zum Regierungsprogramm.

Warum ein pfarrliches Projekt sich politisch äußert, und wie das Schüren von „wir“ gegen „die“ uns alle bedroht.

Da die Habibi-Flüchtlingsprojekte ein pfarrliches Projekt sind, enthalten wir uns parteipolitischer Äußerungen. Gerade weil wir ein pfarrliches Projekt sind, müssen wir uns aber in politische Diskussionen einbringen, wenn wir die Würde insbesondere sozial schwächerer Personen gefährdet sehen. Vor dem Hintergrund vieler Erfahrungen, die wir seit Herbst 2015 in der Arbeit mit Asylwerbern/innen und Flüchtlingen gemacht haben, betrachten wir einige Vorhaben im Programm der neuen Bundesregierung sehr kritisch. Erklärtes Ziel der geplanten Maßnahmen ist es, Österreich als Zielland deutlich weniger attraktiv zu machen.

Wir sehen Österreich hingegen keineswegs an der Belastungsgrenze angelangt, was Aufnahme und Integration von Geflüchteten angeht, zumal die Anzahl der Asylanträge massiv zurückgeht. Abgesehen von der grundsätzlichen Verantwortung als eines der reichsten Länder der Erde dürfen wir nie vergessen, dass die „Festung Europa“ konkrete Menschen abwehrt, von denen viele tatsächlich Hilfe brauchen und ein Recht auf Asyl haben, und keine anonymen Massen. Wenn das Engagement so vieler Österreicher/innen Rückenwind bekäme, anstatt belächelt zu werden, wäre noch sehr viel mehr möglich.

Geplante Restriktionen gegenüber bereits in Österreich lebenden Menschen wiederum gefährden aus unserer Sicht das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Sie tragen zur Spaltung in ein „wir“ und „die“ bei, aus dem leicht ein „wir gegen die“ werden kann.

Was uns auch zu Herzen geht: viele Habibis haben Angst davor, was mit ihnen passieren wird. Daher werden wir uns in den nächsten Tagen mit einigen konkreten Punkten des Regierungsprogrammes auseinandersetzen.

 

Aus den Augen, aus dem Sinn. Warum Abschottung keine Probleme löst und Integration uns allen nützt.

Individuelle Unterbringung von Asylwerbern/innen soll in Zukunft nicht mehr möglich sein. Derzeit leben in Wien etwa 13.000 Menschen, die sich im Asylverfahren befinden, in Wohnungen. Sie sollen nun in großen Einrichtungen (vorzugsweise am Stadtrand, wie der Klubobmann einer Regierungspartei forderte) untergebracht werden. Während des Asylverfahrens soll es keine „aufenthaltsverfestigenden Maßnahmen“ mehr geben. Ziel ist offensichtlich, Integration in dieser Phase – die bei vielen unserer Habibis bereits Jahre andauert – zu erschweren, und den Kontakt zu Einheimischen möglichst gering zu halten.

Wir halten dieses Kennenlernen jedoch für unheimlich wichtig. Beziehungen zu Freunden/innen und die Einbindung in Familien, Pfarren, Vereine usw. tragen zu einem menschenwürdigen Leben von Asylwerbern/innen bei. Ein gemeinsam gefeiertes Weihnachtsfest, ein Abendessen oder eine Wanderung mit lieben Menschen bedeuten fern der Heimat besonders viel. Auch für die Einheimischen, die sich auf den Kontakt einlassen, sind die Erfahrungen überwiegend sehr positiv. Unbürokratische Unterstützung wird möglich, weil Menschen einander wahrnehmen und aufeinander schauen. Wir könnten viele Geschichten darüber erzählen, was nur im Rahmen unserer kleinen Organisation in den letzten beiden Jahren gelungen ist.

Wenn Geflüchtete hingegen außerhalb des Blickfelds der Mehrheitsgesellschaft segregiert werden (bis hin zu getrenntem Schulunterricht), wird all dies in deutlich geringerem Ausmaß stattfinden. Ein zwangsweise abgeschottetes Leben fördert die Bildung genau jener Parallelgesellschaften, die eigentlich verhindert werden sollen. Detail am Rande: die politisch und medial aufgehetzten Reaktionen auf die Errichtung von selbst kleinen Unterkünften – etwa im Kahlenbergerdorf – sind uns noch bestens in Erinnerung.

 

Kriminalität und Radikalisierung: here we go! Warum ein bisschen weniger Geld viel mehr Probleme für uns alle bringen kann.

Die Grundversorgung für Menschen im Asylverfahren, die in einer Wohnung leben, beträgt in Wien derzeit € 365,– pro Monat. Von diesem Betrag müssen sämtliche Ausgaben bestritten werden. Berufstätigkeit ist, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, verboten. Nach dem Regierungsprogramm sollen in der Grundversorgung hinkünftig ausschließlich Sachleistungen erbracht werden. Damit ist (außer, wenn Privatpersonen oder Organisationen einspringen – was aber bei einer Unterbringung in Großquartieren deutlich seltener der Fall sein wird) keine Fortbewegung mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehr möglich, kein Besuch kostenpflichtiger Deutschkurse, nahezu keine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Wir halten es für absolut menschenunwürdig, wenn Asylwerber/innen noch mehr als bisher zum Nichtstun verdammt sind, und nicht einmal ein kleines Taschengeld zur freien Verfügung bekommen.

Einige Habibis befinden sich seit Jahren im Asylverfahren, ohne dass auch nur ein Termin für ihre Einvernahme absehbar wäre. Völlige Verzweiflung und Depressionen sind keine Seltenheit. Wer Menschen das Mindeste nimmt, fördert ein Abrutschen in Hoffnungslosigkeit, Kriminalität und Radikalisierung.

 

Ein Hoch auf die soziale Hängematte. Warum es die Mindestsicherung gibt, und was wir alle davon haben.

Die Ausgaben für die Mindestsicherung betragen etwa 0,8% des österreichischen Sozialbudgets. Wir finden es daher verwunderlich, dass Kürzungen in diesem Bereich für Wohl und Wehe unseres Systems so relevant sein sollen, wie das politisch dargestellt wird.

Sinn der Mindestsicherung ist es, ein Leben in Würde zu ermöglichen. Es schafft – abgesehen von den persönlichen Tragödien – große Probleme, wenn Menschen materiell abgehängt sind und folglich über wenige Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe verfügen. Psychische Erkrankungen treten verstärkt auf, Zukunftschancen für Kinder sinken deutlich, die Anfälligkeit für Radikalisierungen aller Art steigt. Wer die vielzitierten Parallelgesellschaften fördern will, setzt auf das richtige Pferd, wenn er dafür sorgt, dass Menschen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind.

Voraussetzung für den Bezug der Mindestsicherung ist es, dass der/die arbeitsfähige Empfänger/in dem AMS zur Vermittlung zur Verfügung steht und sich um eine Anstellung bemüht. Aus Erfahrung wissen wir, dass bereits eine unverschuldet verspätete Übermittlung einer Ausbildungsbestätigung zu deutlichen Kürzungen führen kann. Die vielzitierte „soziale Hängematte“ ist also nicht so angenehm, wie sie von außen betrachtet aussehen mag. Und die Mindestsicherung von Frau Maier wird nicht angehoben, weil die Mindestsicherung von Frau Hamid gesenkt wird.

 

Darf`s a bisserl weniger sein? Warum die Mindestsicherung so hoch ist und was sich sonst noch alles abspielt.

Sinn der Mindestsicherung ist es, Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Im Zuge ihrer Einführung wurde daher ein Betrag festgesetzt, der hierfür als erforderlich gilt. Er beträgt in Wien für Einzelpersonen € 844,46 pro Monat und liegt damit unter dem unpfändbaren Freibetrag („Existenzminimum“). Es ist keineswegs bequem, von der Mindestsicherung zu leben, wenn etwa der Schulbeginn im September ansteht, die Waschmaschine eingeht oder eine besondere medizinische Behandlung erforderlich ist.

Bei vielen Vermietern/innen, die sich an die gesetzlichen Bestimmungen halten, sind die Chancen bereits aufgrund des Nachnamens für Herrn Hamid deutlich geringer, als für Herrn Maier. Freie Wohnungen findet man oft über die richtigen Netzwerke – auch diese fallen bei Herrn Hamid deutlich dürftiger aus, als bei Herrn Maier. Zahlreiche Geflüchtete sind daher auf ein Segment des Wohnungsmarktes angewiesen, das sich durch ungesetzlich hohe Mieten und vollkommene Willkür, etwa bzgl. Kündigungsfristen, auszeichnet.

Die Mindestsicherung soll für Geflüchtete auf € 520,– inkl. Integrationsbonus zzgl. variabel € 40,– – 80,– für sonstige Ausgaben reduziert werden. Für uns stellt sich die Frage, wie Menschen insbesondere in Wien von diesem Betrag in Würde leben sollen. Auch die Deckelung der Mindestsicherung pro Familie auf € 1.500,–, egal, wieviele Kinder zu versorgen sind, wird große Probleme nach sich ziehen.

Dass Menschen aus der Mindestsicherung in eine Berufstätigkeit wechseln, ist ausgesprochen förderungswürdig. Unsere Erfahrung ist aber: fast alle Geflüchteten, die arbeitslos sind, wollen gerne arbeiten, finden aber keinen Job. Bestrafungsaktionen, weil pauschal Arbeitsunwilligkeit unterstellt wird, gehen auf Kosten aller.

 

Pomali, pomali- und tschüss! Warum man sich die Mindestsicherung nicht erarbeiten muss.

Bei der Mindestsicherung handelt es sich um eine Sozialleistung, nicht um eine Versicherungsleistung, die man sich durch zuvor geleistete Beiträge erarbeiten muss. Nach dem Regierungsprogramm soll der Bezug nur für Menschen möglich sein soll, die fünf der letzten sechs Jahre legal in Österreich gelebt haben. Dass der Anspruch der Mindestsicherung, ein Leben in Würde zu ermöglichen, offenbar erst nach einer Mindestaufenthaltsdauer in Österreich gelten soll, finden wir ausgesprochen bedauerlich. Das Regierungsprogramm führt nicht an, welche Sozialleistungen anerkannte Flüchtlinge stattdessen erhalten sollen. Eine häufig genannte Möglichkeit ist der Quasi-Weiterbezug der Grundversorgung, die derzeit in Wien € 365,– pro Monat beträgt. Ein menschenwürdiges Leben ist damit nicht möglich.

Bisher medial kaum aufgegriffen: die für Mindestsicherungsempfänger/innen „Obligatorische Beratung zur Rücksiedlung in das Heimat- oder Herkunftsland“, die das Regierungsprogramm vorsieht, ist im Fall von anerkannten Flüchtlingen entweder ein Redaktionsversehen, oder blanker Zynismus.

 

Heimat großer Töchter und Söhne. Warum manche die Staatsbürgerschaft schneller bekommen und was die Gesellschaft davon hat.

Bisher können Flüchtlinge die österreichische Staatsbürgerschaft nach sechs Jahren rechtmäßigem Aufenthalt in Österreich beantragen, wobei die allgemeinen Voraussetzungen (zB Unbescholtenheit, gesicherter Lebensunterhalt, Deutschkenntnisse etc.) selbstverständlich erfüllt sein müssen. Die Frist ist für sie damit kürzer als für Menschen, die aus anderen Gründen nach Österreich gekommen sind. Hintergrund ist die Tatsache, dass Geflüchtete nicht unter dem diplomatischen Schutz ihres Herkunftslandes stehen. Daher sieht die Genfer Flüchtlingskonvention vor, dass die Einbürgerung erleichtert und das Verfahren beschleunigt werden soll. Österreich gehörte hier bereits bisher zu den europäischen Ländern mit den restriktivsten Voraussetzungen.

Nach dem Regierungsprogramm soll die Erlangung der Staatsbürgerschaft erst nach zumindest zehnjährigem Aufenthalt in Österreich möglich sein. Wir sehen für diese Änderung keinen rationalen Grund. Es ist für uns, auch abgesehen vom fehlenden diplomatischen Schutz, sehr wünschenswert, dass Geflüchtete nach einer sinnvollen Aufenthaltsdauer gleichberechtigte Mitglieder unserer Gesellschaft werden. Gesichert leben zu können, ohne Angst davor, wieder weggeschickt zu werden, motiviert enorm und ist oftmals der letzte Schritt zu einer gelungenen Integration. Davon profitiert die ganze Gesellschaft.

 

Die zweifache Fluchtgefahr. Warum mancher Wohnsitz bald kein Wohnsitz mehr ist.

Medial bisher kaum aufgegriffen: das Regierungsprogramm will gesetzlich klarstellen, dass ein Wohnsitz in einer Grundversorgungseinrichtung bei der Beurteilung von Fluchtgefahr keinesfalls als „fester Wohnsitz“ gilt. Die Einschätzung, ob jemand über einen festen Wohnsitz verfügt, und deshalb unter bestimmten weiteren Voraussetzungen Fluchtgefahr jedenfalls nicht anzunehmen ist, hat bisher ausschließlich die unabhängige Rechtsprechung vorgenommen. Warum dies nun für lediglich eine Gruppe, nämlich Asylwerber/innen, gesetzlich determiniert werden soll, ist nicht sachlich nachvollziehbar.

 

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