Predigt von P. Sebastian Leitner OSFS zur „Zeit-Installation“ in der Kaasgrabenkirche während der Fastenzeit 2023.
Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!
Seit Beginn der Fastenzeit steht diese Zeitmaschine in der Kirche und das Wort „Zeit“ am Altar. Christus, der Altar, trägt unsere Zeit.
Das Liturgieteam der Gemeinde Kaasgraben will in der Fastenzeit an die Zeit deswegen erinnern, weil sie uns manchmal davonzulaufen scheint, manchmal stehenzubleiben scheint, weil sie genutzt werden kann, und weil sie uns auf die Ewigkeit vorbereitet, wo Zeit keine Rolle mehr spielen wird.
Im Rahmen unserer gemeinsamen Überlegungen ist diese Zeitmaschine entstanden. Man kann in einer ruhigen Stunde auch gerne in die Kaasgrabenkirche kommen, und das Metronom, das da ganz oben montiert ist, in Bewegung bringen. So wie man sich grade fühlt. Oder so wie man sich fühlen möchte: ich darf Ihnen das ganz kurz vorführen:
Hektik
Herzpuls
Entspannung
Diese Zeit Maschine hat drei Namen bekommen:
Zeitladegerät – Zeit(ver)treiber – Aus Zeit Aus
Zeitladegerät
Das Volk Israel hat Mose und Gott angemurrt, weil es durstig war. Kein Wasser. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Volk Gottes heute Gott und die Propheten anmurren würden, weil es zwar zumindest hier bei uns in Wien ausreichend Wasser gibt, aber nicht ausreichend Zeit. Da steht nun ein Zeitladegerät. Ja, werden sie jetzt zu Recht sagen, Zeit kann man nicht greifen. Das stimmt.
Die Fastenzeit ist dennoch eine Einladung an Sie und an mich, nachzudenken, wie wir unsere Zeit gestalten. Die Hektik des Alltags zu verlassen, lädt ein sich Zeit zu nehmen: für Gott, für Freundschaften, für etwas, das mir gut tut, für etwas, was anderen gut tut. Wie immer bleiben Sie Frau des Geschehens, Herr des Geschehens.
Gott zapft durch die Hand Mose unsichtbare Quellen an. Durch diese Maschine wollen wir Sie einladen, ihre wertvolle Zeit, qualitätsvolle Zeit, aufzuladen.
Zeitladegerät
Zeit(ver)treiber
Die Zeitmaschine möchte auf einen weiteren Aspekt aufmerksam machen. Der zweite Name thematisiert das und in den oberen Feldern der Säule wird das auch zum Ausdruck gebracht. Treibt die Zeit dich, oder lässt du dich durch die Zeit treiben.
Das ist eine Reflexion auf jeden Fall wert und schließt keinen Aspekt unseres Lebens aus. Produktive Zeit genauso, wie Freizeit, gefaulenzte Zeit, wie genossene Zeit. Am Ende des Tages, am Ende der Zeitenrechnung, am Ende der Stoppuhr, am Ende des Lebens wird das Bestand haben, was die Zeit ausgemacht hat: der Maßstab ist und bleibt die Liebe.
Damit will ich keine Angst machen, noch Druck ausüben. Damit will ich, wollen wir in Erinnerung rufen, dass der innere Wert der wahre Maßstab dessen ist, wie Zeit bewertet wird.
Bei Gott sind tausend Jahre sind wie der Tag, der gestern vergangen ist, wie eine Wache in der Nacht. Getrieben oder gestaltet, vertrieben oder gelebt, verspielt oder eingesetzt. Der Zeit(ver)treiber erinnert uns und lädt ein nach zu denken.
Und keine Sorge. Die zweite Lesung hat es auf den Punkt gebracht. Gott ist für jede und jeden von uns gestorben, sogar wie es heißt: Christus ist, als wir noch schwach waren, für die zu dieser Zeit noch Gottlosen gestorben.
Die Liebe bestimmt den Wert unseres Tuns. Zeit(ver)treiber
Aus Zeit Aus
Otto Schwarzendorfer, der dieses Objekt kreiert hat, hat etwas Bemerkenswertes eingebracht.
Genau im ganz Kleinen und im ganz Großen hört Zeit auf zu existieren!
• In der Quantenmechanik des Atoms lässt sich „Zeit und Platz“ nicht gleichzeitig genau bestimmen, und verschränkte Photonen reagieren „gleichzeitig“ und „ident“, auch wenn sie weit voneinander entfernt sind.
• In den schwarzen Löchern des Universums bleibt die Zeit stehen – und hört damit auf zu existieren.
Jesus im Gespräch mit der Frau am Brunnen ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür, wie wir das Leben auch manchmal erleben: Zeit spielt auf einmal keine Rolle, wir sind im hier und jetzt, und wir sagen gerne, jetzt ist die Zeit wie im Flug vergangen. Liebespaare kennen das, gute Theaterstücke kennen das, ein gutes Gespräch mit einer Freundin, ein unerwarteter Händedruck: Zeit spielt keine Rolle. Zeit bleibt stehen.
Aus Zeit Aus
Auszeit
Zeit aus
Gerhard Rehor, der auch wesentlichen Anteil an der Zeitidee hatte, wollte genau darauf aufmerksam machen. Die Ewigkeit in Gott als jene Zeit, die in Ewigkeit grenzenlos ist. Die Zeit auf Erden, bei der wir eingeladen sind, die Zeit zu nutzen, uns auf die endlose Zeit vorzubereiten: die Ewigkeit.
Aus Zeit Aus
Die Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf die Auferstehung.
Schön, dass Sie sich darauf einlassen.
Zeitladegerät
Zeit(ver)treiber
Aus Zeit Aus
Amen.